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MORNING, NOON AND NIGHT

21 Mär

MORNING, NOON AND NIGHT
BETTY BOOP
Fleischer Studio, 1933
Regie: Dave Fleischer
Meine Bewertung: * * *

Franz von Suppés Ouvertüre zu Ein Morgen, ein Mittag und ein Abend in Wien wurde in der Geschichte des Cartoons aufgrund seiner charakteristischen und dramatischen Passagen immer wieder verwendet. Hier kommt sie – unterbrochen von mehreren Jazz-Einlagen – als Untermalung eines praktisch dialoglosen frühen Cartoons mit Betty Boop zum Einsatz, in welcher die Heldin zugunsten eines Hühnerhofs, der von halbstarken Katzen terrorisiert wird, in den Hintergrund tritt
Der Cartoon präsentiert einige sehr schöne Einfälle, wirkt aber insgesamt etwas unausgegoren und dramaturgisch ziemlich holprig. Das ist bei frühen Fleischer-Cartoons oft festzustellen, doch hier könnte es auch noch damit zusammenhängen, dass die Musik vom damals populären russischen Violinisten David Rubinoff arrangiert und von dessen Orchester eingespielt wurde; Cartoon-Begleitmusik war nicht unbedingt Rubinoffs Metier, und so passt sein Arrangement von Suppés Ouverture mehr recht als schlecht mit dem Handlungsverlauf des Cartoons zusammen.
Aus tricktechnischer Sicht bemerkenswert scheint mir die Sequenz, in welcher eine „fahrende Kamera“ dem  fliehenden Küken folgt, wobei sich die Landschaft quasi-dreidimensional verändert. Ein Jahr später entwickelten die Fleischers ein Verfahren, das eine Kombination von dreidimensionalen Modellen mit Zeichentrick ermöglichte und eine noch überzeugendere 3D-Illusion erlaubte.
Wie auch immer, der Film hat seine Momente, überzeugt mich inhaltlich aber nicht wirklich.

 
3 Kommentare

Verfasst von - 21. März 2011 in Fleischer Studio, Just Cartoons

 

3 Antworten zu “MORNING, NOON AND NIGHT

  1. Manfred Polak

    21. März 2011 at 20:39

    Die Quasi-3D-Sequenz erinnert mich etwas an Norman McLarens C’est l’aviron von 1943. Wie er das gemacht hat, erklärt er hier, leider mit einer blöden Einblendung im Bild. Aber richtig gut sieht das sowieso erst auf DVD aus.

     
    • gabelingeber

      21. März 2011 at 20:58

      Fleischers oben erwähnter nächster Versuch ein Jahr nach MORNING, NOON AND NIGHT sieht McLarrens Film noch um ein Vielfaches ähnlicher – obwohl der Effekt mit gänzlich anderen Mitteln erreicht wurde.
      Danke für den bereichernden Beitrag, Manfred!

       
  2. Jannik

    23. März 2011 at 14:11

    Mich erinnern solche begeisternden Sequenzen oft auch an die zahlreiche perspektivischen Animationen aus den alten Disney-Cartoons. Zum Beispiel in dem Mickey-Cartoon „The Mad Doctor“ gibt es eine solche beeindruckende Szene, in der Mickey von der Kamera verfolgt wird.

    Für mich sind die Fleischer-Cartoons eher wegen der Trickfilmgeschichte interessant; sie sind irgendwie nostalgisch und wertvoll, genau wie Figuren wie Betty Boop oder Koko. Jedoch unterhalten diese Kurzfilme mich leider doch eher weniger. Trotzdem sind, vor allem die ganz alten, sehr interessant.

     

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